Im Fußball beruht der Großteil unserer Wahrnehmung auf visuellen Informationen. Diese werden zwar im Mittelhirn verarbeitet, aber erst durch Bewertungs- und Filtervorgänge in der Großhirnrinde zu Informationen, die wir nutzen können.
Die kürzeste Zeit zur Verarbeitung visueller Signale in der Großhirnrinde beträgt 0,2 sec. Wie können Sportler die Schallmauer menschlicher Reaktion durchbrechen?Ein professionell geworfener Baseball fliegt mit ca. 150 km/h und benötigt 0,4 sec., bis er beim Pitcher ankommt. Der Baseballspieler Aoki benötigt 0,22 sec, bis er die Flugbahn des Balles erkennen kann. D.h. er hat nur 0,18 sec zum Ausholen und Schlagen. Dennoch trifft er ihn überdurchschnittlich häufig. Nach eigener Aussage sieht er den Ball in dem Moment, in dem er ihn trifft nicht, sondern er berechnet die Flugbahn aus seiner bisherigen Erfahrung voraus. Da er bei der Wahrnehmung des Balles die Sehrinde umgeht, benötigt er keine Großhirnrinde, sondern berechnet die Flugbahn aus seiner Erfahrung im Kleinhirn, was deutlich schneller abläuft.
Ein weiteres Beispiel ist der Boxer Eagle Den Junlaphan. Bei ihm wurde im Labor eine Reaktionszeit vom visuellen Signal bis zur Reaktion mit dem Fuß von 0,32 sec gemessen. Während eines Kampfes startet er bei einem Angriff des Gegners aber bereits nach 0,16 sec seine Ausweichbewegung. Dies liegt daran, dass er nicht auf die Schläge des Gegners achtet, sondern den Bewegungsablauf und -rhythmus seines Gegners beobachtet und deutet. Bei einer Videoanalyse in Zeitlupe fällt auf, dass in diesem Fall sein Gegner vor jedem Angriff die Ferse seines hinteren Fußes absenkt. Diese kleine Bewegung abseits des eigentlichen Aufmerksamkeitszentrums, hilft Eagle Den, die Attacken seines Gegners zu antizipieren.
Dies erklärt sicherlich auch die eine oder andere Glanzparade, mit der viele Torspieler ihre Gegner zum Verzweifeln bringen.
Quelle: Im Körper der Topathleten